Aufzucht unserer Welpen
Unser Welpen - Zimmer
Aufzucht
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass bereits die pränatale Phase einen entscheidenden Einfluss auf die emotionale und körperliche Gesundheit von Welpen hat.
Deshalb ist es essenziell, der trächtigen Hündin ein liebevolles und behütetes Umfeld zu bieten – ein Ort, an dem sie sich sicher, entspannt und wohlfühlen kann. Eine ausgewogene Ernährung, Geborgenheit und Ruhe tragen maßgeblich dazu bei, dass sie sich optimal auf die Geburt vorbereiten kann.
Viele Verhaltensweisen und Charakterzüge eines Hundes lassen sich auf die ersten 12 Lebenswochen zurückführen.
Interessanterweise sind nur etwa 35 % der späteren Leistungsfähigkeit und Wesensentwicklung genetisch bedingt. Die restlichen 65 % werden durch den Züchter geprägt – durch gezielte Förderung, Umweltfaktoren, Ernährung, Training, Stimulation und eine enge Bindung zum Menschen.
Das bedeutet, dass Züchter eine enorme Verantwortung tragen. Wir haben die Möglichkeit, das Leben eines Hundes nachhaltig zu prägen und ihm den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen.
Dieses Wissen ist unser Leitfaden, und wir scheuen keine Mühen, um sicherzustellen, dass unsere Welpen die optimale Aufzucht erfahren.
Geburt und Aufzucht
Rund um den 63. Trächtigkeitstag erblicken die Welpen im speziell eingerichteten Welpenzimmer das Licht der Welt. Dieser Raum bietet der Mutterhündin und den Welpen während der ersten drei Lebenswochen die nötige Ruhe und Geborgenheit. Auch ich finde hier meinen wohlverdienten Schlaf.
Ab dem dritten Lebenstag beginnen wir mit ENS (Early Neurological Stimulation), einer Methode, die von Dr. C. Battaglia entwickelt wurde. ENS wurde ursprünglich vom US-Militär ins Leben gerufen, um die Leistungsfähigkeit von Arbeitshunden zu steigern. In der vegetativen Phase, wenn Augen und Ohren der Welpen noch geschlossen sind, setzen wir sie über zwei Wochen gezielt verschiedenen Reizen und Übungen aus. Diese kurze Stimulation fördert ein stressresistenteres Wesen und stärkt das Immunsystem.
Viele Züchter vermeiden jegliche Form von Stress für ihre neugeborenen Welpen. Studien zeigen jedoch, dass im kurzen Zeitfenster zwischen dem 3. und 16. Lebenstag ein rapides neurologisches Wachstum stattfindet. Gezielt eingesetzte, geringe Stressreize in dieser Phase können langfristig sehr positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Welpen haben.
Die ENS-Übungen umfassen fünf einfach durchzuführende Stimulationen, die jeweils 3–5 Sekunden dauern:
- Taktile Stimulation der Pfotenunterseiten
- Halten des Kopfes in aufrechter Position
- Halten des Kopfes nach unten gerichtet
- Rückenlage
- Thermische Stimulation
Diese Übungen sind völlig harmlos und werden nur an gesunden Welpen durchgeführt.
Die Vorteile von ENS-geförderten Welpen sind beeindruckend:
- Verbesserte Herzfrequenz
- Stärkere Nebennierendrüsen
- Erhöhte Stresstoleranz
- Stärkeres Immunsystem
- Besseres Sozialverhalten
Parallel führen wir die Welpen auch an das ESI-Programm (Early Scent Introduction) heran, das von Dr. Gayle Watkins entwickelt wurde. Ziel ist es, die Fähigkeit der Welpen zu fördern, Gerüche besser wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Hunde erleben und verstehen ihre Umwelt in erster Linie durch ihre Nase, ähnlich wie wir Menschen mit unseren Augen. Der Geruchssinn eines Hundes ist entscheidend für viele geistige Prozesse. Durch ESI unterstützen wir die Entwicklung der Gehirnfunktionen, fördern den Geruchssinn und stärken das Selbstvertrauen der Welpen.
Im Rahmen von ESI stellen wir den Welpen täglich für fünf Sekunden einen neuen Geruch vor und dokumentieren ihre Reaktionen. Positiv wird eine Reaktion gewertet, wenn der Welpe Interesse zeigt und sich auf den Duft zubewegt. Eine negative Reaktion liegt vor, wenn der Welpe versucht, dem Geruch auszuweichen. Zeigt der Welpe keine Reaktion, wird dies als neutral vermerkt.
Die verwendeten Düfte sind vielfältig und reichen von natürlichen Stoffen wie Gras, Blättern, Moos, Zitronen, Äpfeln, Rosmarin, Zimt und Kokosflocken bis hin zu Gegenständen wie Tennisbällen, Leder, Holz oder Fellproben von Kaninchen und Katzen.
Dieses frühe Dufttraining erweist sich besonders für zukünftige Therapie- und Assistenzhunde als äußerst wertvoll. Hunde, die autistische Kinder, Menschen mit Demenz oder Diabetiker unterstützen, profitieren stark von dieser frühen Förderung. Sie lernen, vermisste Personen zu finden, verlegte Gegenstände aufzuspüren oder lebenswichtige Aufgaben zu übernehmen, etwa das Erkennen diabetischer Anfälle oder das Warnen, wenn etwas auf dem Herd vergessen wurde.
Sozialisierungsphase
Etwa ab der 3. Lebenswoche öffnen die Welpen ihre Augen und Ohren. Sobald sie vorsichtig ihre ersten, wackeligen Schritte machen und neugierig beginnen, ihre Umgebung wahrzunehmen, ist es der ideale Zeitpunkt, sie mit alltäglichen Reizen, Geräuschen und Gerüchen vertraut zu machen. Zu diesem Zeitpunkt führen wir auch die ersten Schritte zur Stubenreinheit und das Boxentraining ein.
Ein abwechslungsreich gestaltetes Welpengehege mit wechselnden Spielgeräten, verschiedenen Untergründen, Barrieren und Materialien hilft dabei, die Sinne der Welpen zu stimulieren. Später entdecken wir gemeinsam weitere Räumlichkeiten im Haus. Jeder Welpe wird individuell gefördert, um altersgerechte Übungen und Herausforderungen selbstbewusst zu meistern.
Ab der 4. bis 5. Woche dürfen die Kleinen unter Aufsicht auch die Terrasse und den großen Garten erkunden. Dort können sie neue Situationen erleben und trainieren. In dieser Phase lernen die Welpen ebenfalls die anderen Tiere unseres Haushalts kennen, darunter Hunde des Rudels, Katzen, Hühner und Kaninchen. Da sie inmitten unserer Familie aufwachsen, lernen sie auch Kinder unterschiedlichen Alters kennen.
Ab dieser Zeit sind auch die ersten Besuchstermine möglich. Zusätzlich zur Muttermilch bekommen die Welpen ihre erste feste Nahrung – gewolftes Rindfleisch. Wir setzen auf BARF-Fütterung, um eine optimale orale Toleranz zu fördern. Richtig umgesetzt, minimiert dies das Risiko von Magen-Darm-Problemen und sorgt für eine gesunde Entwicklung.
Ab der 6. Woche starten wir mit spannenden Ausflügen: Die Welpen lernen unsere Pferde kennen, besuchen die Feuerwehr, den Rettungsdienst und unseren Jäger. Sie erleben Feuerwerk, Autofahren und erkunden die große, bunte Welt. Diese Erlebnisse helfen, sie bestmöglich auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten.
Trotz all der aufregenden Aktivitäten ist auch Entspannung zu Hause wichtig. Ein Welpe schläft etwa 20-22 Stunden täglich – diese Ruhephasen sind essenziell für die körperliche und geistige Entwicklung. Besonders der Australian Shepherd sollte von Beginn an lernen, zur Ruhe zu kommen. Wir legen hierfür den Grundstein durch Boxentraining, Frustrationstoleranz, das Einprägen eines festen Ruheorts und ein gezieltes Ruhesignal (z. B. RelaxoPet).
Wir bereiten die Welpen in ihrer Sozialisierungsphase optimal vor, indem wir folgende Grundlagen legen:
- Vertrauen zum Menschen durch viel Körperkontakt
- Erste Schritte zur Stubenreinheit (inkl. Welpenklo und Boxentraining)
- Förderung des Sozialverhaltens und Desensibilisierung (auch durch das Rudel)
- Faires Spielen
- Grundlagen der Beißhemmung
- Aufbau von Frustrationstoleranz
- Übung der Impulskontrolle (z. B. Warten auf Freigabe zum Fressen)
- Stressbewältigung durch neue Situationen, Geräusche sowie verschiedene Untergründe und Objekte
- Pflegende Dominanz und Medical Training (Krallen schneiden, Baden, Föhnen, Kämmen, Berührungen akzeptieren)
- Stärkung des Selbstvertrauens
- Lernen von Grenzen
- Übungen zur Aufmerksamkeit und Konzentration
- Erste Autofahrten
- Kurzzeitiges Alleinbleiben
- Stadttraining
Während der Aufzuchtzeit werden unsere Welpen kontinuierlich beobachtet, charakterlich eingeschätzt und getestet. Dadurch können wir besser erkennen, welcher Welpe später zu welchen Lebensumständen oder Aufgaben passen könnte. Wir analysieren das Verhalten gegenüber Menschen, Geschwistern und erwachsenen Hunden: Wie unterwürfig ist ein Welpe? Wie löst er Probleme? Ist er neugierig und mutig oder eher zurückhaltend? Diese Beobachtungen helfen uns, die Persönlichkeit jedes Welpen genau einzuschätzen.
Mit 8 Wochen führen wir eine umfassende körperliche und charakterliche Welpeneinschätzung durch. Die Ergebnisse dieser Evaluation werden ausführlich mit den zukünftigen Welpeneltern besprochen. Nicht jeder Welpe passt zu jeder Familie oder zu jedem Vorhaben – sowohl in Bezug auf den Charakter als auch auf den Körperbau. Gemeinsam nehmen wir uns die Zeit, den Welpen zu finden, der perfekt zu Ihnen und Ihrem Lebensstil passt. Unser Ziel ist es, dass sowohl Sie als auch unsere Welpen ein glückliches und erfülltes Leben miteinander verbringen.
Im Alter von 9 bis 10 Wochen, abhängig von ihrer Entwicklung, dürfen unsere Welpen in ihr neues Zuhause ziehen. Zu diesem Zeitpunkt sind sie tierärztlich untersucht, gechippt, entwurmt, geimpft, im Besitz eines EU-Heimtierausweises, einer Augenuntersuchung und beim ASCA registriert.
Selbstverständlich erhalten Sie ein umfangreiches Welpenpaket, das unter anderem BARF-Futter für die ersten Tage beinhaltet, um den Start so angenehm wie möglich zu gestalten.
Auch nachdem unsere Welpen ausgezogen sind und ihr neues Zuhause erkunden, möchten wir weiterhin mit Ihnen in Kontakt bleiben. Wir freuen uns über Fotos und Videos und stehen Ihnen bei Fragen oder Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Darüber hinaus organisieren wir hin und wieder gemeinsame Welpentreffen, um den Austausch und die Verbundenheit zu fördern.